Da ist noch Luft nach oben …

Die iPhone App „Kulturkirchen“ der Evangelischen Kirche in Deutschland 

Grundsätzlich ist die Idee dieser App gut. Denn wer kennt das nicht: Da kommt man an einer Kirche vorbei und möchte ein paar Fakten wissen, Name der Kirche, wann erbaut, welcher Baustil, evangelisch oder katholisch, welche Geschichten ranken sich um das Bauwerk …

Im Augenblick umfasst die App 444 Kirchen, pardon Kulturkirchen. Kulturkirchen? Warum heißt die App eigentlich „Kulturkirchen“? Ist der Name der App glücklich gewählt? Ich hab da meine Zweifel. Sind Kirchen, die sich nicht in der App finden, keine Kulturkirchen? Was ist überhaupt unter einer Kulturkirche zu verstehen? Und ist der Begriff nicht irgendwie tautologisch (weißer Schimmel)?

Wer danach bei Google recherchiert, stößt u. a. auf 2 Top-Level-Domains mit diesem Begriff: http://www.kulturkirchen.com und http://www.kulturkirchen.org

kulturkirchen.com

Bei beiden Domains geht es genau um diese App. Herausgeber der App und Betreiber beider Domains ist die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). Der Text ist weitest gehend identisch – das Layout ist jedoch völlig unterschiedlich und die Ansprechpartner auf beiden Websites unterscheiden sich ebenfalls. Die eine verlinkt direkt auf den App Store, die andere nicht. Ich frage mich, weiß hier der Kopf, was linke und rechte Hand tun? Und eine Erklärung zum Begriff „Kulturkirchen“ findet sich auch hier nicht.

Fündig werde ich aber dann schließlich in der App. Hier ist der Begriff erklärt, wenn auch nach meinem Geschmack recht lang und umständlich. Wenn ich es ganz knapp zusammenfasse müsste, würde ich sagen: „Kirchen sind Räume, in denen sich (auch) Kultur abspielt.“ Ach nee, wirklich?! Also doch eine Tautologie (weißer Schimmel, alter Greis, männlicher Knabe). Nein, der Name der App gefällt mir nicht wirklich.

Also nochmal: im Moment umfasst die App 444 Kirchen – um genau zu sein, evangelische Kirchen, denn der Herausgeber der App ist die EKD. Okay, für eine konfessionsübergreifende App ist die Zeit wohl immer noch nicht reif. Kirchen denken offensichtlich hier ganz klar in den Kategorien: Dein und Mein.

Die App hat 4 Hauptbereiche: Kompass, Kirchen, Kalender, Karte. Mmh, alle 4 Begriffe mit K, ob das wohl Absicht war?! Bei den Bereichen Kirchen, Kalender und Karte kommt das, was man erwartet.

So hat man unter der Rubrik „Kirchen“ eine alphabethische Liste aller in der Datenbank (444) befindlichen Kirchen. Mit Hilfe eines Suchfeldes kann man schnell und einfach filtern. Die Infos zu den Kirchen sind zufriedenstellend bis gut, teils mit Bildern von innen und außen (Hochformate werden leider nur im Querformat angezeigt).

Ich gebe meinen Wohnort Bonn ein. Eine Kirche in Bonn wird gefunden: Die Kreuzkirche am Kaiserplatz. Bonn hat aber viel mehr evangelische Kirchen – mindestens 10. In anderen Städten sieht es nicht viel besser aus. In Köln werden immerhin 4 Kirchen gefunden, in Wuppertal gar keine. Mit 444 Kirchen ist die Datenbank also noch relativ dünn. Für die Gemeinden besteht die Möglichkeit ihre Daten mit ihren Kirchen einzupflegen. Jede evangelische Kirche in Deutschland könnte also hier auftauchen. Hoffentlich tun das möglichst viele, denn erst dann wächst der Nutzen dieser App.

Kompass

Bei der Kategorie „Kompass“ mit ihren Unterkategorien schüttelt es mich. Hier war kein Meister der Systematik am Werke. Die Rubrik an sich enthält interessante Informationen, wie z. B. ein kleines Reformationslexikon (Reformations-ABC).

Aber die Strukturierung dieser Kategorie ist fürchterlich. Weiß der Teufel – Entschuldigung – wer sich dabei was gedacht hat. Die Erklärung zu „Kulturkirchen“ beispielsweise findet sich unter den Rubriken und Überschriften: Kompass – Kirchenreihen – Reisebuch – Kulturkirchen. Also hier ist auf jeden Fall unbedingt noch Strukturarbeit vonnöten.

Unverständlicherweise gibt es keine Android-Version. Ebenso fehlt eine für das Tablet optimierte Variante.

Ich gebe drei von fünf Sternen: Zwei für die App in ihrer jetzigen Funktionalität und einen zur Ermutigung weiter zu machen und zu verbessern.

Vergleichbare Apps:

 Katholische Kirchen und Gottesdienste in Deutschland

 Kirchenfinder